von Heilpraktikerpraxis für Psychotherapie Ulrike Mehmood
Einleitung: Der Körper als Bühne der Seele
Viele Menschen leiden unter körperlichen Beschwerden, für die sich keine ausreichenden organischen Ursachen finden lassen. Diese Symptome sind oft Ausdruck eines unbewussten inneren Konflikts – sie sind die Sprache der Seele, wenn Worte fehlen. Die Psychosomatik beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel zwischen psychischen Belastungen und körperlichen Erkrankungen.
In meiner Praxis für Psychotherapie in Düsseldorf und Mönchengladbach begegnen mir häufig Menschen, die unter Schmerzen, Erschöpfung, Magen-Darm-Beschwerden oder Atemnot leiden, obwohl medizinisch „alles in Ordnung“ ist. Hier setzt die psychotherapeutische Arbeit an: Gemeinsam werden innere Konflikte, biografische Prägungen und seelische Spannungen sichtbar gemacht – und dadurch die Sprache des Körpers entschlüsselt.
1. Psychosomatik – Definition, Modelle und Bedeutung
1.1 Begriff und Entstehung
Der Begriff Psychosomatik leitet sich von den griechischen Wörtern psyche (Seele) und soma (Körper) ab und bezeichnet die Wechselwirkung zwischen seelischen und körperlichen Prozessen. Seit der Antike wird dieses Zusammenspiel vermutet, wissenschaftlich fundiert wurde es aber erst im 20. Jahrhundert – etwa durch Franz Alexander und Thure von Uexküll.
Psychosomatik ist heute ein interdisziplinäres Fachgebiet zwischen Medizin, Psychologie und Neurowissenschaften. Sie betrachtet den Menschen ganzheitlich – als bio-psycho-soziales Wesen, das auf Umweltreize körperlich und seelisch reagiert.
1.2 Klassifikation psychosomatischer Störungen
Psychosomatische Störungen finden sich im ICD-11 unter somatoformen, funktionellen oder stressassoziierten Diagnosen:
Somatische Belastungsstörung (Bodily Distress Disorder)
Reizdarmsyndrom
Fibromyalgie
Psychogene Atemnot
Psychogene Herzbeschwerden
Chronischer Schmerz ohne organischen Befund
Diese Diagnosen gehen oft mit hohem Leidensdruck und einem langen medizinischen Leidensweg einher.
2. Wie innere Konflikte körperlich werden
2.1 Psychodynamische Sichtweise
Sigmund Freud beschrieb bereits 1895 gemeinsam mit Josef Breuer in den „Studien über Hysterie“, dass verdrängte seelische Konflikte in körperlichen Symptomen Ausdruck finden können. Dabei handelt es sich um unbewusste Konflikte, etwa zwischen Pflichtgefühl und Bedürfnis, Nähe und Autonomie, Selbstwert und Schuld.
Diese ungelösten inneren Spannungen suchen ein Ventil – und finden es im Körper. Das Symptom wird zur symbolischen Ausdrucksform des Unausgesprochenen. In diesem Zusammenhang spricht man von Konversionssymptomen (z. B. Lähmung ohne neurologische Ursache, Krämpfe, Atemnot).
2.2 Fallbeispiel: Der kleine Hans
Ein klassischer Fall Freuds ist der des „kleinen Hans“ (1909). Der fünfjährige Junge entwickelte eine Pferdephobie. Freud deutete diese Angst als Ausdruck eines Ödipuskonflikts – Hans fürchtete, vom Vater (dem Pferd) kastriert zu werden, weil er die Mutter begehrte. Die Angst vor dem Pferd war somit eine symbolische Verschiebung eines inneren Konflikts auf ein externes Objekt.
Obwohl dieser Fall heute kritisch diskutiert wird, zeigt er deutlich: Symptome haben eine psychodynamische Funktion – sie schützen vor überwältigenden Gefühlen und ermöglichen gleichzeitig einen „Kompromiss“ zwischen innerem Wunsch und äußerer Realität.
2.3 Körper als Kompensationsorgan
Moderne Konzepte wie das Affekt-Awareness-Modell (Lane et al., 2000) zeigen, dass psychosomatische Beschwerden vor allem dann entstehen, wenn Emotionen nicht ausreichend bewusst verarbeitet werden. Besonders betroffen sind Menschen mit:
Schwierigen Bindungserfahrungen
Geringer emotionaler Selbstwahrnehmung (Alexithymie)
Hohem Anpassungsdruck und perfektionistischem Selbstbild
Traumatischen Erfahrungen
Der Körper übernimmt dabei die Aufgabe des „Gefühlsorgans“ – er zeigt das, was nicht gesagt werden kann.
3. Die „Holy Seven“ der Psychosomatik
Der amerikanische Psychosomatiker Franz Alexander identifizierte in den 1950er-Jahren sieben klassische psychosomatische Erkrankungen, die unter dem Begriff „Holy Seven“ bekannt wurden:
1. Asthma bronchiale
2. Essentielle Hypertonie (Bluthochdruck)
3. Neurodermitis
4. Colitis ulcerosa
5. Morbus Basedow (Schilddrüsenüberfunktion)
6. Rheumatoide Arthritis
7. Magengeschwür (Ulcus pepticum)
Allen gemeinsam ist: Sie treten häufiger bei Menschen mit starker innerer Anspannung, unterdrückter Wut oder einem übermäßigen Bedürfnis nach Kontrolle auf.
Alexander interpretierte diese Erkrankungen als Folge spezifischer innerer Konflikte:
Asthma: Nähe/Autonomie-Konflikte
Ulcus: Aggressionshemmung
Colitis: Kontrollverlustängste
Hypertonie: Unterdrückte Durchsetzungswünsche
Auch wenn diese Konzepte heute durch biopsychosoziale Modelle erweitert wurden, sind sie bis heute klinisch relevant.
4. Verhaltenstherapie bei psychosomatischen Beschwerden
4.1 Prinzipien der Verhaltenstherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) basiert auf der Annahme, dass psychische und psychosomatische Beschwerden durch dysfunktionale Gedanken, Verhaltensmuster und emotionale Regulation aufrechterhalten werden. Ziel der Therapie ist es, Bewältigungsstrategien zu stärken, emotionale Verarbeitung zu fördern und die Körperwahrnehmung zu verbessern.
4.2 Meine therapeutischen Schwerpunkte
Wichtige Interventionen bei psychosomatischen Beschwerden:
Psychoedukation über die Wechselwirkung von Psyche und Körper
Verhaltensanalysen zur Identifikation von Belastungssituationen
Kognitive Umstrukturierung negativer Glaubenssätze („Ich darf keine Schwäche zeigen“)
Achtsamkeit und Entspannungsverfahren (MBSR, PMR)
Expositionsübungen bei vermeidendem Verhalten (z. B. bei somatischer Angst)
EMDR bei traumaassoziierten Körpersymptomen
4.3 Beispiel aus der Praxis
Eine Klientin mit chronischer Migräne zeigte in der Therapie ein überhöhtes Leistungsstreben und Schwierigkeiten, Bedürfnisse zu äußern. In der KVT wurde der Zusammenhang zwischen innerem Antreiber („Ich darf nicht enttäuschen“) und Symptom verdeutlicht. Durch achtsamkeitsbasierte Körperübungen, kognitive Umstrukturierung und das Erlernen von Selbstfürsorge konnte die Migränehäufigkeit deutlich reduziert werden.
5. Psychosomatik in meiner therapeutischen Praxis in Düsseldorf und Mönchengladbach
In meiner Heilpraktikerpraxis für Psychotherapie arbeite ich mit Menschen, deren körperliche Beschwerden einen seelischen Ursprung haben. Dabei kommen unter anderem folgende Verfahren zum Einsatz:
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
EMDR bei körperlich gespeicherten Traumata
Achtsamkeitstraining zur Verbesserung der Körperwahrnehmung
Selbstfürsorgepläne zur Reduktion innerer Spannungen
Arbeit mit inneren Anteilen bei chronischem Schmerz
Besonders wichtig ist mir eine achtsame, empathische und wissenschaftlich fundierte Begleitung, in der der Mensch in seiner Ganzheit gesehen wird. Die Arbeit an psychosomatischen Beschwerden verlangt Geduld, Offenheit und die Bereitschaft, nach innen zu hören – aber sie ermöglicht auch tiefgreifende Wandlungsprozesse.
6. Fazit: Wenn wir dem Körper zuhören, heilt die Seele
Psychosomatische Beschwerden sind keine „eingebildeten Krankheiten“, sondern ernstzunehmende Signale innerer Not. Sie zeigen, dass ein seelisches Gleichgewicht gestört ist und verarbeitet werden möchte. Die Verhaltenstherapie bietet effektive Werkzeuge, um diese Symptome zu verstehen, zu bewältigen und das Zusammenspiel zwischen Körper und Seele wieder in Einklang zu bringen.
Wenn wir beginnen, dem Körper zuzuhören, geben wir der Seele Raum – für Entwicklung, Heilung und Selbstmitgefühl.
Quellen (Auswahl):
Alexander, F. (1950). Psychosomatic Medicine: Its Principles and Applications.
Freud, S. (1909). Analyse der Phobie eines fünfjährigen Knaben („Der kleine Hans“).
Henningsen, P., Zimmermann, T., & Sattel, H. (2007). Medically unexplained physical symptoms, anxiety, and depression: a meta-analytic review. Psychosomatic Medicine.
Lane, R. D., et al. (2000). Neural correlates of levels of emotional awareness: Evidence of an interaction between emotion and cognition. Journal of Cognitive Neuroscience.
Löwe, B. et al. (2008). The somatic symptom index (SSI): A new instrument for measuring somatization in primary care.
Taylor, G. J., Bagby, R. M., & Parker, J. D. (1997). Disorders of Affect Regulation: Alexithymia in Medical and Psychiatric Illness.
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